Verabschiedung von Lars Böckmann und Ernennung von Carolin Gisselmann zur Bürgermeisterin

Im Rahmen der Gemeindevertretersitzung am 29. Oktober 2024 wurde Lars Böckmann als Bürgermeister verabschiedet. Wie bei solchen Anlässen üblich, wurde dem scheidenden Amtsinhaber von unterschiedlicher Seite – in zum Teil sehr launigen Reden – für seine Arbeit gedankt. Natürlich erwarteten auch wir, dass die Veranstaltung in einem möglichst harmonischen, feierlichen und dem Amt würdigen Rahmen stattfindet, vor allem um den allseits angestrebten Neuanfang der Kommunalpolitik in Herleshausen zu unterstützen. Auf eine eigene Stellungnahme zur Amtszeit von Herrn Böckmann haben wir deshalb bewusst verzichtet.

Leider nutzten der scheidende Bürgermeister und die erste Beigeordnete, Anette Wetterau, ihre Reden außer für ausuferndes Selbstlob auch für Kritik an den Fraktionen von WSRG und SPD. Zwar kann man über Inhalt und Form einer Rede stets geteilter Meinung sein, doch muteten die Ausführungen von Frau Wetterau teilweise geradezu absurd an (spätestens als Herr Böckmann mit Josef von Nazaret verglichen wurde). Insbesondere die erneute Behauptung, Frau Gisselmann sei nur deshalb gewählt worden, weil sie „im Bierzelt“ besser ankomme, halten wir für eine Respektlosigkeit gegenüber der Bürgermeisterin und den 55 % unserer Bevölkerung, die sie gewählt haben. Aus unserer Sicht zeigt sich darin aber auch ein zunehmender Realitätsverlust.

Bedauerlich waren auch die geäußerten Befürchtungen, die „hervorragende Arbeit des Bürgermeisters“ würde nicht fortgeführt und die bereits vorbereiteten Maßnahmen würden nun nicht mehr umgesetzt. Abgesehen davon, dass wir die erbrachte Leistung deutlich anders bewerten, sollte aus unserer Sicht im Sinne der Gemeinde jeder neu gewählten Amtsinhaberin zunächst größtmögliches Vertrauen entgegengebracht werden.

Dass Herr Böckmann seine Amtszeit positiv sieht, ist noch nachvollziehbar, dass er aber die WSRG dafür kritisierte, ihn nicht erneut unterstützt und damit entgegen einer angeblichen Absprache von vor sechs Jahren gehandelt zu haben, zeugt von einem bemerkenswerten Demokratieverständnis, gemäß dem über das Amt des Bürgermeisters in Hinterzimmern von den Parteifunktionären zu entscheiden sei. Der Vorwurf dieses angeblichen „Verrats“ der WSRG erinnert doch eher an die Schiedsrichterkritik von schlechten Verlierern im Sport.

Herr Böckmann führte schließlich aus, dass ihm alles in seinem Amt große Freude gemacht habe, abgesehen von den Gemeindevertretersitzungen. Dazu können wir nur sagen: Auch uns hat es meistens keinen Spaß gemacht, mit fehlerhaften, unvollständigen oder schlecht vorbereiteten Vorlagen des Bürgermeisters zu arbeiten.

Als „Erfolg des Herrn Böckmann“ wurde das Projekt „Gewerbegebiet 20 Äcker“ bezeichnet, wobei man sich mit fremden Federn schmückt, weil die Vermarktung dem Zweckverband Interkommunale Zusammenarbeit oblag. Daneben wurde auch der Verkauf des kommunalen Tafelsilbers im Gewerbegebiet „Ost II“ gelobt, der auf einem Beschluss der Gemeindevertretung vom 15. März 2022 basierte. Weil der Verkauf erst im September 2024 vollzogen wurde, entstanden jedoch erhebliche Zinsbelastungen. Auch der angekündigte (Netto-)Kaufpreis wird der Gemeinde bei weitem nicht zufließen.

Daneben wurden die vielen Projekte gelobt, die sich „in Umsetzung“ befinden. Wichtige Projekte, wie sie massenhaft im Haushaltsplan und Investitionsprogramm aufgeführt waren, wurden jedoch nicht angegangen bzw. vollzogen und stattdessen Ankündigungen von hunderten Arbeitsplätzen gemacht, die bald in Herleshausen entstehen werden. Als Ausreden für die nicht erfolgte Umsetzung wurden wiederholt die weltweiten Krisen, sogar der Gaza-Krieg angeführt. Beschlüsse der Gemeindevertretung wurden über Jahre zum Teil bewusst ignoriert, verzögert oder gar nicht bearbeitet. Auch muss die mangelhafte Transparenz der getroffenen Entscheidungen kritisiert werden.

Beispiele waren der Verkauf des DGH Holzhausen, der trotz Beschlusses vom 19. Juli 2022 nicht vollzogen wurde, die Neufassung der Friedhofssatzung, die trotz Beschlusses vom 26. April 2022 nicht umgesetzt wurde, aber insbesondere der Anbau des Feuerwehrgerätehauses in Wommen, der dreimal von der Gemeindevertretung beschlossen aber bis heute nicht umgesetzt wurde. Hingegen wurden nur zwei größere Bauvorhaben realisiert: Die Arztpraxis in Altefeld und der Kindergartenanbau (Bauzeit über fünf Jahre), wobei sich jeweils die Kosten gegenüber der Planung mindestens verdoppelten. Bis heute sind der Öffentlichkeit die endgültigen Kosten dieser Baumaßnahmen unbekannt (weitere Details sind unseren früheren Artikeln zu entnehmen). Der Öffentlichkeit wurde jedoch regelmäßig suggeriert, die SPD-Fraktion würde Unfrieden in die Gemeindevertretung bringen, sie würde auf Lappalien bestehen und Kleinstkrämerei betreiben. Dieses Image wurde auch von der Presse befeuert bzw. unter die Bevölkerung gebracht.

Die CDU-Fraktion war und ist offenkundig noch immer der Meinung, dass der scheidende Bürgermeister ein hervorragender Betriebswirt und Finanzfachmann ist. Doch auch sie werden bald feststellen, und zwar schon beim Aufstellen des Haushaltsplans 2025, dass große Herausforderungen vor uns liegen. Zu befürchten bleibt, dass die CDU-Fraktion dann argumentieren wird, dass diese Probleme erst seit dem Wechsel des Bürgermeisters aufgetreten sind.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass wir hoffnungsvoll auf die Amtszeit von Frau Gisselmann blicken und die versprochene Transparenz, Ehrlichkeit und Tatkraft erwarten. Sicherlich sind die Zeiten schwieriger geworden und der Gemeinde stehen große Herausforderungen bevor, insbesondere im Bereich Feuerwehr, Kinderbetreuung und Infrastruktur, wofür die verfügbaren finanziellen Mittel kaum ausreichen dürften. Wir wünschen der Bürgermeisterin vor allem Gesundheit, Freude und das nötige Quäntchen Glück bei Dingen, die sie nicht beeinflussen kann.